Schwache Schifffahrtsbranche bedroht Weltwirtschaft

Springen negative Entwicklungen der Schifffahrt-Industrie auf Weltwirtschaft über?

Der Baltic Dry Index bildet die Entwicklung von Frachtraten für den Transport von Rohstoffen im Schiffsverkehr ab und gilt als vorlaufender Indikator für den Welthandel und die Weltkonjunktur. Von Mitte Dezember 2011 bis Anfang Februar 2012 brach der Index um fast 70 % ein und erreichte einen langjährigen Tiefstand, bevor er sich in den letzten Tagen auf niedrigem Niveau stabilisierte.

Seine Aussagekraft ist derzeit aber eingeschränkt

Der aktuelle Verfall der Frachtraten sollte nicht als Vorbote einer kräftigen Abkühlung der Weltwirtschaft interpretiert werden, sondern spiegelt in erster Linie Überkapazitäten im Schiffsmarkt wider. Die im Aufschwung neu in Auftrag gegebenen Schiffe werden nun nach und nach fertig gestellt. Das zusätzliche Angebot drückt auf die Transportpreise. Im Übrigen ist der Index generell sehr volatil. Der Absturz im Jahr 2008, als die Finanzkrise auf die Realwirtschaft übergriff, fiel noch viel drastischer aus als der jüngste Einbruch.

Schwache Zahlen bedrohen auch Bankbilanzen

Trotzdem sind die historisch ungewöhnlich niedrigen Frachtraten insbesondere für die Schiffsfinanzierer keine gute Nachricht. Die Bewertung der Schiffe, die als Kreditsicherheit dienen, wird in vielen Fällen sinken, wenn sich die Frachtpreise nicht bald erholen. Die Kreditqualität bei Schiffsfinanzierungen dürfte sich daher tendenziell verschlechtern. So bekam jüngst auch die Commerzbank AG die Auswirkungen zu spüren, als am Markt das Gerücht hoher Verluste aus deren Schiffsfinanzierungsportfolio kursierte. Bisher jedoch haben sich diese drohenden Verluste nicht realisiert und der Markt bleibt weiter ruhig, aber angespannt.